Geschichte

Der Ursprung der Tuareg ist sehr umstritten. Die meisten Demographen gehen von der Abstammung von den Berbern aus, einer Gruppe von Ethnien im Westen Nordafrikas. Sie sollen angeblich Nachfahren der Garamanten sein, die im 7. Jahrhundert von den Muslimen aus der libyschen Landschaft Fessan verjagt wurden. Sie breiteten sich daraufhin mitten in der Sahara aus, wobei sie das Wüstenvolk der Tubbu verdrängten. Im 16. Jahrhundert, nach dem Niedergang des Songhaireichs, nahmen die Tuareg die Sahelzone ein, d.h. die Übergangszone vom nördlich anschließenden Wüstengebiet der Sahara bis zur Trocken- bzw. Feuchtsavanne im Süden, ebenso wie Timbuktu und das Sultanat Aïr in den darauf folgenden Jahren. 

Die Tuareg mussten stets um ihre Rechte als freies Volk und ihre Tradition kämpfen. Im 19. Jahrhundert lehnte sich das unterdrückte Volk in der Saharazone gegen die Kolonialmacht Frankreich auf. Ein Friedensvertrag wurde erst 1917 geschlossen. Mit der Auflösung der französischen Kolonialmacht wurde den Tuareg ein FGebiet zwischen den Staaten Algerien, Mali und Niger zugeteilt, wobei kleinere Stämme auch in Burkina Faso und Libyen angesiedelt waren. 1990-1995 lehnten sich die Tuareg unter der Führung von Mano Dayak gegen die Unterdrückung durch die Regierungen von Mali und Niger auf. Diese revolutionären Unruhen wurden Mitte der 1990er Jahren durch einen Friedensvertrag beendet. Im Jahre 2007 warf die von den Tuareg neu gegründete Rebellengruppe Mouvement des Nigériens pour la Justice der Regierung vor, sie würden die Friedenserklärung nicht einhalten. Zudem verlangten sie einen Gewinnanteil aus dem Uranabbau nordwestlich von Agadez für ihr Volk.

Kultur

Lebensweise

Die Tuareg leben hauptsächlich in der Sahara und in verschiedenen Staaten, wie Mali, Algerien, Niger, Libyen, Burkina Faso und Marokko. Grundsätzlich sind sie Nomaden, es kann aber auch sein, dass sie für einige Zeit an einem Ort bleiben. In diesen Fällen bauen sie sich so- genannte "Seribas". Das sind kleine Hütten aus Schilf.

Schrift 

Tamaschek ist die Sprache der Tuareg. Es gibt insgesamt 7 Dialekte, welche sich in der Grammatik und in einzelnen Wörtern unterscheiden. Die Sprache der Tuareg hat sich jedoch im Laufe der Zeit verändert. Heute enthält die Tamaschek einige Wörter aus dem arabischen, französischen und dem Hausa. 

 

Sprache

Die Schrift der Tuareg heisst Tifinagh. Sie besteht aus ca. 21 – 27 verschiedenen Zeichen. Die Wortrichtung ist nicht bestimmt. Das heisst, man kann von oben nach unten, von links nach rechts, oder umgekehrt schreiben. Hauptsächlich wird jedoch wie im arabischen von rechts nach links geschrieben. Auch die Leerzeichen zwischen den Wörtern sind nicht unbedingt nötig.

 

Kleider der Männer

Alle Männer der Tuareg tragen einen „Tagelmust“. Dies ist ein indigoblaues, viereckiges Tuch, welches als Turban um den Kopf gewickelt wird. Je nach Region sind die Wickeltechnik und die Gestaltung der Amulett-bänder, welche am Turban zur Geisterabschreckung befestigt werden, unterschiedlich. Weiter tragen sie ein „Bubu“. Das ist ein Übergewand unter welchem die Männer eine weite Hose tragen, welche unten mit einem Gummizug zusammengezogen wird. Einige tragen noch das „Takuba“ Schwert dazu.

Kleider der Frauen

Die Frauen der Tuareg achten sehr auf ihr Aussehen. Sie tragen einen Wickelrock, meistens in einem Blauton. Dazu tragen sie, ähnlich wie der Taglemust der Männer eine Kopfbedeckung, welche vor Sonne, Sand, Wind und Trockenheit des Körpers schützt. Ihre Hände und Füsse sind oft mit Hennamustern verziert. Auch achten sie sehr auf die Helligkeit ihrer Hautfarbe. Sie gelten als schöner, je heller sie sind.

Ernährung

 

Das Hauptnahrungsmittel ist die Taguella, das Brot der Tuareg. Es besteht aus Wasser, Mehl und Salz. Gekocht wird in grossen Töpfen über dem Feuer. Der heisse Sand in der Wüste eignet sich ausgezeichnet um Brot darauf zu backen. Aus Ziegen-, Kuh- und Schafsmilch wird Käse hergestellt. Früchte und Gemüse findet man nur in der Stadt oder bei Oasenbauern. Die traditionelle Mahlzeit ist der Hirsebrei, gekocht in Kamelmilch. Fleisch gibt es nur an bestimmten Festtagen. Meistens wird dazu ein Schaf geschlachtet. Zu jeder Mahlzeit wird Kamelmilch und Wasser getrunken.

Religion und die soziale Stellung der Frau

Die Tuareg sind Muslime. Sie haben jedoch andere Regeln als arabische Moslems. Vor allem die Frauen haben mehr Rechte und Freiheiten bei den Tuareg. Dies führt immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Arabern und den Tuareg. Nur die Männer verschleiern ihr Gesicht mit einem Tagelmust, da Körperöffnungen als unrein gelten. Die Frauen werden zu nichts gezwungen. Sie dürfen auch selbst entscheiden, wen und wann sie heiraten. Vom Mann wird Zurückhaltung und Behutsamkeit gegenüber seiner Braut erwartet. Sie soll selbst entscheiden, wann sie für körperliche Liebe bereit ist. Selbst die Scheidung ist möglich, nach der die Frau das ganze Haus und den ganzen Hausrat bekommt.

Feste und Rituale

 

Die Tuareg haben sehr viele Feste und Rituale. Die umherziehenden Hirten freuen sich auf die Gesellschaft bei verschiedenen Zeremonien, da sie in der Wüste oft sehr einsam sind. Die häufigsten Feste sind anlässlich von Geburten und Hochzeiten oder zur Vertreibung der Geister. Die kleineren Feste heissen "tam tam". Der Tanz und der Gesang sind jedoch bei allen Festen gleich. Alle Männer und Frauen stehen in einem Kreis. Jeweils eine Frau übernimmt die Rolle der Vorsängerin. Der Rest bildet den Chor, welcher im Takt dazu klatscht und tanzt. Das grösste Fest ist die Hochzeit. Die Zeremonie dauert 7 Tage und 7 Nächte lang. In diesen Tagen tragen alle bunte Gewänder und Schmuck. Am Tag vor der Hochzeit dürfen die Braut und der Bräutigam nicht gesehen werden. Zum Schluss werden ihnen die Hände und Füsse mit Henna bemalt. 

Tuareg-Umfrage

Wir haben im Raum Kreuzlingen eine Umfrage mit neun verschiedenen Fragen gestartet und anschliessend auch ausgewertet. Hier sind unsere Fragen und Ergebnisse.

Auswertung der Tuaregumfrage
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Die Tuareg heute

Heutige Probleme

Die kulturellen Schätze und die Existenz der Tuareg sind heutzutage vom Untergang bedroht. Ihre herkömmlichen Wanderwege werden nämlich auf Grund von Staatsgrenzen unpassierbar und Zölle hemmen den Handel mit den Nachbarländern. Doch auch weitere Faktoren stellen aktuell eine grosse Problematik dar:

 

Dürrekatastrophen und ihre Folgen:

Wegen der Dürreperioden der 70er und 80er Jahre  verdursteten unzählige Kamele und weitere Nutztiere der Tuareg, viele Brunnen vertrockneten und sind noch heute unbenutzbar. Damals erreichten die Hilfsgüter von Nichtregierungsorganisationen nie die Opfer der Katastrophe sondern tauchten im Süden auf Märkten auf, wo sie teuer verkauft wurden. Gezwungenermassen mussten viele in Städte oder ins Exil nach Algerien und Libyen vor der Trockenheit flüchten und gaben somit ihre Lebensweise als Nomaden auf. Dort garantierte Präsident Gaddhafi eine militärische Ausbildung und eine „Tuaregrepublik“. Diese jungen Männer in der Fremde, die Ishomar, die verarmten Nomaden und die Tuareg in den Städten bildeten nun die zerfallene Gesellschaftsform der Tuareg. 

Gaddhafis Versprechungen waren leere Worte geblieben, denn die Ishomar kämpften ausschliesslich in Kriegen, die Libyens Zwecken dienten. 

 

Die Tuaregrebellion

Die bittere Armut durch die großen Sahel-Dürren, der daraus resultierende Verlust des eigenen Lebensraums, die Perspektivelosigkeit, die Militärherrschaft und die fehlende politische Mitsprache führten zu bewaffneten Überfällen der zurückkehrenden Ishomar auf die Regierung des Staates. 

Einige junge, unbewaffnete Tuareg protestierten im Frühjahr 1990 gegen die Festnahme von manchen Kameraden. Während einer Rauferei wurde ein Polizist von seiner eigenen Waffe getötet, die Tuareg suchten panisch das Weite. Innerhalb kurzer Zeit wurden die Nomadenzelte zerstört und die Brunnen besetzt, um ankommende Tuareg zu ermorden. Sie wurden aufs Grausamste hingerichtet, gleichgültig ob die Opfer an den Aufruhren beteiligt gewesen waren oder nicht. 

Im Nachbarland Mali übte die Übergangsregierung unter einem Militärgeneral Vergeltungsmassnahmen der Armee gegen die zivile Tuaregbevölkerung aus. So wurden auf der Suche nach mutmaßlichen Beteiligten wahllos Tuareg verhaftet, gefoltert, vergewaltigt und erschossen. Des Weiteren hatten die Tuareg in Mali ihre ehemaligen schwarzen Sklaven als grössten Feind, die nun ökonomische und politische Macht ausübten und sich an ihren ehemaligen hellhäutigeren Herren rächen wollten. Bei den militärischen Ausschreitungen starben mindestens zwei Tausend Tuareg, ungefähr die Hälfte der Tuaregbevölkerung Malis flüchtete zum Schutz in die Nachbarländer. 

Im Frühjahr 1993 schloss die malesische Regierung mit den Rebellenbewegungen den Nationalen Friedenspakt Mali. Darin war unter anderem festgelegt:

  • Dezentralisierung der Verwaltung im Norden zugunsten der dort lebenden etwa 300.000 Tuareg
  • Größeres allgemeines Mitspracherecht
  • Gefangenenaustausch
  • Integration der Tuaregkämpfer in die reguläre Armee
  • Maßnahmen zur ökonomischen Entwicklung

Schon 1993 wurde jedoch klar, dass die Armee in Mali an einer militärischen Fortsetzung des Konflikts interessiert war und daher den Waffenstillstand ignorierte.
Erst am 15. April 1995 wurde der endgültige Friedensvertrag in Ouagadou verfasst und am 24. April in Niamey feierlich unterzeichnet. Allerdings unterschrieben nicht alle Widerstandsgruppen das Abkommen. Folgende Punkte stehen im Vordergrund des Vertrages:

  • selbstständige Verwaltung der Regionen
  • Demilitarisierung und Rückgabe allen Kriegsmaterials
  • Eingliederung der Rebellen in die Regierungstruppen
  • Hilfe zur Rückführung der Flüchtlinge
  • Wiederaufbau der Infrastruktur in den betroffenen Gebieten
  • Entwicklung der Landwirtschaft
  • Förderung des Bergbaus
  • Entwicklung des Gesundheitswesens
  • Entwicklung und Aufbau von Schulen
  • Verbesserung des Transport- und Kommunikationswesens
  • Ausbau des Tourismus

Mit der Unterzeichnung wurde das Fundament für den Frieden gelegt, zudem ist der politische Wille im demokratisch regierten Mali zur „Entwicklung“ der Tuareggebiete klar ersichtlich. Dennoch muss die Tuaregbevölkerung mit etlichen Problemen kämpfen: So werden zwar Krankenhäuser gebaut, doch es mangelt an Straßen, um Medikamente zu beschaffen. Im angrenzenden Land Niger gefährden Militärputschs immer wieder den Frieden. Und bis heute warten die Tuareg auf die  versprochene Autonomie und finanzielle Förderung.

 

Hilfswerke:

Die Vereinigung Emigraw Suisse setzt sich für die Erhaltung der Tuaregkultur ein. Ausserdem möchten sie eine leichte Modernisierung der Gesellschaftsstruktur der Tuareg erreichen, damit sie sich der heutigen Zeit besser anpassen.

 

Die GfbV ist ebenfalls ein Hilfswerk, das die Tuareg unterstützt.

Die Forderungen der GfbV 

  • Die Tuareg sollen konsultiert werden, wenn in ihren Gebieten Bodenschätze abgebaut werden und sie sollen am Gewinn beteiligt sein.
  • Die Staaten dürfen keine militärischen Aktivitäten gegen die Tuareg unternehmen. Sie sollen sich darum bemühen, dass die politischen und kulturellen Rechte der Tuareg konsequent eingehalten werden.

In der Linksammlung finden Sie einen Link, zu einer Spendenseite, die Geld für die Tuareg sammelt. Diese können Sie benutze, falls Sie sich durch die gelesenen Informationen gegen die Ungerechtigkeiten, die dieses Volk erleiden muss, wehren wollen.